Thonet All Seasons: Die 'Making-of Story'
Mit dem Ziel vor Augen, das Thonet-Portfolio für den Außenbereich zu erweitern und die Marke in diesem Bereich zu stärken, startete Designerin Miriam Püttner eine umfangreiche Recherche zum Thema Outdoor und analysierte, welche unserer Möbel sich für die Nutzung im Freien eignen könnten.
Die Entscheidung fiel auf die Stahlrohrklassiker als Startpunkt für die Portfolio-Erweiterung. Somit schließt Thonet an eines seiner zentralen Themen an: Starke Entwürfe aus der Vergangenheit werden in einen neuen, zeitgemäßen Kontext gesetzt – und in diesem Fall wird sogar ihr Einsatzgebiet erweitert. Zu den Rahmenparametern gehörte dabei nicht nur ein allgemeines Marktverständnis. Auch die konkreten Aspekte Funktionalität, Individualisier- und Kombinierbarkeit, Farbigkeit und Textilien sowie die formale und ästhetische Ausgestaltung einer ganzheitlichen Produktfamilie für den Außen- wie auch Innenbereich spielten eine wichtige Rolle.
Der erste Schritt führte Miriam Püttner in die Tiefen des Thonet-Archivs, welches ungeahnte Schätze beherbergt. Was nicht mehr eins zu eins vorhanden war, fand sich hier auf feinsäuberlich sortierten Karten und in Katalogen, die nicht nur einiges über die Vergangenheit der Firma verrieten, sondern auch Erstaunliches auf dem Gebiet der Gartenmöbel ans Tageslicht brachten. Darüber hinaus dienten Besuche im Museum Thonet als Inspirationsquelle für die Entstehung der Kollektion „Thonet All Seasons“.
In einem nächsten Schritt analysierte Miriam Püttner die Stahlrohrklassiker auf ihre Bauteile hin, um eine Auswahl an Modellen zu treffen, die sich für die geplante Adaption eigneten. Dabei fiel die Wahl auf die Freischwinger S 33/S 34 von Mart Stam, den Lounge-Sessel S 35 von Marcel Breuer und den S 533 von Ludwig Mies van der Rohe sowie die Beistelltischprogramme B 9 und B 97 und den Tisch S 1040. Konstruktive Veränderungen sollten dabei nicht vorgenommen werden, sondern die Zusammenstellung der Klassiker sollte vor allem eine konstruktive und formale Verbundenheit schaffen und gleichzeitig spannende Ansätze für eine zeitgemäße Interpretation bieten.
Eine Materialrecherche und Experimente mit einer großen Auswahl an Materialien dienten als Entscheidungshilfe und Inspiration für die endgültige Materialauswahl: eine Netzbespannung aus Batyline® als tragendes Element.
Batyline® weist hervorragende Eigenschaften wie Flächenstabilität, Haltbarkeit und Wasserdurchlässigkeit auf. Auch die große, frische Farbpalette sowie die moderne und doch klassische Erscheinung, die der Designsprache von Thonet entspricht, trugen zur Entscheidung bei. Hilfreich war dabei, dass die Möbel in ihrer Form bereits existierten, so dass die Entwicklungsarbeit am realen Modell erfolgen konnte: Zuschnitte wurden optimiert, Längen und Laschenbreiten bestimmt, Nahtverläufe definiert und Proportionen kontrolliert. Dabei stand Miriam Püttner im regen Austausch mit den Kollegen in der Fertigung, die mit ihrem großen Fachwissen den Entwicklungsprozess beschleunigte.
Zeitgleich spielte die Aufrüstung des Stahlrohrs zum witterungsbeständigen Material eine wichtige Rolle. Nach einem Salzsprühnebeltest, Salzwasserbädern für die Schrauben und einer Bewährungsprobe für einige Gestelle in realen Wettersituationen setzte sich eine besondere UV-Pulverbeschichtung als Schutz vor Wind und Wetter durch: die ThonetProtect®-Oberfläche.
Während der Entwicklung der Stühle weiter voranschritt, widmete sich Miriam Püttner der zusätzlichen Komfort-Anforderung, welche durch additive Kissen gelöst werden sollte. Eine weitere Materialrecherche rund um das Thema textile Polsterungen war hier unabdingbar. Die Gestaltung der Kissen sollte dem Einsatzzweck der Möbel folgen: Für den Essbereich wurden daher sehr flache, klassische, aber unterstützende Auflagen entwickelt, die längeres Sitzen komfortabler machen. Der Lounge-Sessel S 35 sollte in seiner Gemütlichkeit noch unterstrichen werden und deshalb wurde ein voluminöseres und watteweiches Kissen gestaltet. Die ergänzenden Kissen sollten sich der Stuhlform anschmiegen und eine formale Einheit mit Gestellen und Bezügen bilden. Ein minimalistischer Gummizug mit einem eigens gestalteten Knopf ist eine neuartige und funktionale Lösung, die das Anbringen und Abnehmen der Kissen erleichtert.
Basierend auf dem bereits bestehenden Farbkonzept „Classics in Colour“ für Stahlrohrmöbel ist eine Farbpalette für das Stahlrohr entstanden, die in sich wunderbar kontrastiert. Zusammen mit den zwölf Netzgewebefarben, die passend dazu ausgewählt wurden, hat der Nutzer vielfältige Optionen der Kombinierbarkeit – von „laut, frisch, jung" bis hin zu „ruhig, dezent, gedeckt". So entstehen unterschiedlichste Farbvarianten, die sowohl im Innen- wie auch Außenbereich ihren Platz finden. Für die Präsentation der möglichen Farbkombinationen entwickelte Emilia Becker, ebenfalls aus dem Thonet Design Team, eine Materialbox, die dem Händler und Kunden als ein wichtiges Werkzeug dient, wenn er sein individuelles Lieblingsmöbel zusammenstellen will.
Die Designerin
Miriam Püttner, 1988 in Münchberg geboren, absolvierte eine Ausbildung zur gestaltungstechnischen Assistentin in der Fachrichtung Grafik und studierte von 2008 bis 2013 integriertes Produktdesign an der Hochschule Coburg.
Danach wirkte sie im Designkollektiv „Nju studio“ in Coburg mit und war Mitglied im studentischen Verein „WirGestalten“, eine Plattform für kreativen Austausch und Projektrealisierungen. Bis April 2017 war sie als Designerin und Projektleiterin in der Thonet-Produktentwicklung tätig.