Von der durchdachten Idee zur Design-Ikone. Nicht alles, was neu und absolut anders daherkommt, hat auch das Zeug zum Dauerbrenner. Viele Möbelstücke und Gebrauchsgegenstände, die als bahnbrechend bejubelt wurden, verschwanden schon kurze Zeit später wieder von der Bildfläche. Und doch, es gibt sie. Diese besonderen Dinge, die den Unterschied machen. Objekte, die jeder kennt und die dennoch seit Jahrzehnten für Begeisterung sorgen.
Design-Originale zeigen die Essenz ihrer Zeit und sind gleichzeitig so zeitlos schön, dass wir uns ein Leben lang mit ihnen umgeben möchten. Denn trotz ihrer Berühmtheit sind sie Helden des Alltags geblieben. Doch was haben sie, was andere nicht haben? Ist es ihre eigensinnige Form? Ihre einzigartige Funktionalität? Ihre elegante Fusion mit der Umgebung? Es ist wohl die Essenz von vielen Eigenschaften, die ein Original zum Original macht.
Der Freischwinger S 32 gehört zu den bedeutendsten Design-Innovationen des 20. Jahrhunderts. Seine reduzierte Form, die sich über alle epochen typischen Stileigenschaften hinwegsetzt, gilt seit 90 Jahren als modern.
Thonet S 32 – Unbedingter Innovationswille
Ein Design-Original bricht mit Konventionen
In den 1920er Jahren war Stahlrohr ein völlig neuartiges Material. Der Gestalter und Bauhaus-Architekt Marcel Breuer zählte zu den ersten, die damit experimentierten. Unermüdlich stellte er Bekanntes und Bewährtes infrage. Waren die ersten Entwürfe noch starre Rohrkonstruktionen, verwirklichte er später die Idee des Freischwingers.
Thonet erkannte das Potential und brachte die berühmten Design-Originale, den S 32 mit und den S 64 ohne Armlehnen 1930 auf den Markt. Bemerkenswert ist, dass die Statik des Stuhls trotz der fehlenden Hinterbeine nicht leidet.
Breuers kreativer Schaffensprozess verbunden mit handwerklichem Können brachte in enger Zusammenarbeit mit Thonet eine durchdachte Konstruktion hervor, die auch durch ihren Materialmix überzeugt: gebogenes Stahlrohr, Holz und Wiener Geflecht.
„Es ist schwerer, einen guten Stuhl zu bauen als einen Wolkenkratzer.“
Ludwig Mies van der Rohe, Architekt und Bauhaus Direktor