1925 gestaltete Marcel Breuer am Bauhaus Metallmöbel für unterschiedliche Einsatzbereiche. In diesem Zusammenhang entstand der Hocker B 9 für die Kantine, der später als Satztisch auch in den Studentenapartments und Meisterhäusern in Dessau seinen Einsatz fand und noch heute Teil des Thonet-Portfolios ist. Der B 9 ist in vier Größen erhältlich und eignet sich für alle Lebensbereiche: Wohnen, Essen, Schlafen und Arbeiten. 1926/1927 gründete Marcel Breuer zusammen mit Kálman Lengyel die Firma „Standard Möbel“, um seine Entwürfe für die Werkbund-Ausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart-Weißenhof herzustellen. Im selben Jahr stieß Anton Lorenz dazu und baute ein Netz von Nutzungsrechten für die neuen Stahlrohrmöbel auf. Die Firma produzierte die avantgardistischen Möbel ohne bestehende Nachfrage, der Erfolg blieb aus.
Steckkartenkatalog, 1930/31
Thonet war durch seine erfolgreichen Bugholzmöbel aus dem 19. Jahrhundert auch bei den Avantgardisten am Bauhaus bekannt. Das Familienunternehmen interessierte sich schon früh für die neuartigen Möbel aus Stahlrohr und deren Produktionstechnik. So überraschte es nicht, dass 1928 ein Vertrag zwischen Thonet und Marcel Breuer über ein eigenes Stahlrohrprogramm geschlossen wurde. Mit dem Kauf von „Standard Möbel“ im darauffolgenden Jahr wurde die Kooperation zwischen dem Bauhaus-Architekten und Thonet endgültig besiegelt und resultierte in der Markteinführung einer umfassenden Stahlrohrkollektion, die im Thonet-Steckkartenkatalog von 1930/31 eindrucksvoll ihre Breite entfaltet. Dieser Katalog, der an sich schon ein wahres Stück Designgeschichte ist, zeigt alle Modelle, die Breuer für Thonet entworfen hat, darunter der Freischwinger S 32 / S 64.
S 32 / S 64
Bei der Gestaltung des Stuhls verwendete Breuer neben Stahlrohr die für Thonet typischen Materialien Bugholz und Rohrgeflecht. Zusätzlich stellte die gebogene Form der Gestelle einen Bezug zu den klassischen Bugholzmöbeln her. Mit dem Entwurf ist es Marcel Breuer gelungen, das Thonet-Erbe auf raffinierte Weise aufzugreifen und es mit der neuen Stahlrohrwelt zu verbinden. Zudem erschuf er eine echte Designikone: Der S 32 / S 64 ist bis in die Gegenwart einer der erfolgreichsten Freischwinger überhaupt und nach wie vor in unserem Programm.